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    Sky ECC – Was war der verschlüsselte Kommunikationsdienst und was führte zu seinem Ende?

    Sky ECC war ein verschlüsselter Messaging-Dienst, der insbesondere in Kreisen der organisierten Kriminalität als Kommunikationsmittel genutzt wurde. Das Unternehmen Sky Global, mit Sitz in Vancouver, Kanada, bot diesen Dienst als eine sichere Kommunikationsplattform an, die angeblich unknackbar war. Sky ECC gewann nach der Zerschlagung von EncroChat an Popularität, einem weiteren verschlüsselten Kommunikationsdienst, der von den Behörden im Jahr 2020 umfassend überwacht wurde.

    Der behördliche Sky ECC Hack

    Im März 2021 wurde bekannt, dass ein Joint Investigation Team aus belgischen, französischen und niederländischen Polizeibehörden in Zusammenarbeit mit Europol eine großangelegte Überwachungsoperation gegen Sky ECC durchgeführt hatte. Dabei wurde der Nachrichtenaustausch von über 70.000 Nutzern überwacht und gespeichert.

    Im Zuge dieser Operation wurden am 9. März 2021 zahlreiche Durchsuchungen in Belgien und den Niederlanden durchgeführt, viele Verdächtige festgenommen und Vermögenswerte beschlagnahmt. Wenige Tage später, am 19. März 2021, stellte Sky Global den Betrieb ein und die Website wurde durch das FBI übernommen.

    Technische Details der Operation

    Obwohl die genauen technischen Hintergründe des Hacks nicht vollständig offengelegt wurden, gibt es Hinweise darauf, dass manipulierte Versionen der Sky ECC-Software gezielt von den Behörden in den Verkehr gebracht worden sein könnten. Diese Versionen sollen es ermöglicht haben, die verschlüsselten Nachrichten zu entschlüsseln und die Kommunikation in Echtzeit mitzulesen. Dies ähnelt der Taktik, die bereits bei der Zerschlagung von EncroChat angewendet wurde, bei der die Ermittler ebenfalls Zugriff auf verschlüsselte Nachrichten erhielten.

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    Umfang der erlangten Daten

    Die Menge der erfassten Daten übersteigt deutlich die bei EncroChat gesammelten Informationen. Der Datenbestand von Sky ECC soll etwa viermal so groß sein. Die gesammelten Informationen wurden an die Ermittlungsbehörden in mehreren Ländern, einschließlich Deutschland, übermittelt. Dort wird aktuell eine große Anzahl an Ermittlungsverfahren eingeleitet, bei denen die Sky ECC-Daten als Beweismaterial dienen.

    Nutzung der Sky ECC-Daten in Ermittlungsverfahren

    In Deutschland werden die aus der Überwachungsoperation gewonnenen Daten bereits in strafrechtlichen Ermittlungen eingesetzt. Diese Daten dienen oft als Grundlage für Durchsuchungen, Vermögensbeschlagnahmungen und Haftbefehle. In mehreren Fällen wurde auf die Sky ECC-Daten Bezug genommen, um Tatvorwürfe zu untermauern.

    Gerichtliche Entscheidungen zu Sky ECC

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    Mehrere Gerichte in Deutschland haben sich bereits mit der Verwertbarkeit der Sky ECC-Daten befasst. Einige wichtige Entscheidungen sind:

    • OLG Celle, Beschluss vom 15. November 2021 – 2 HEs 24 – 30/21: Hier wurde die Frage behandelt, ob die auf diese Weise gewonnenen Daten in Strafverfahren genutzt werden dürfen.
    • BGH, Beschluss vom 20. Juli 2023 – 2 StR 75/23: Der Bundesgerichtshof befasste sich mit der Frage, inwieweit die Daten als Beweismittel herangezogen werden können.
    • OLG Hamm, Beschluss vom 10. Januar 2023 – III-5 Ws 341 – 344/22: Diese Entscheidung betraf die Rechtmäßigkeit der Überwachung und die Möglichkeit, die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu verwenden.
    • OLG München, Beschluss vom 19. Oktober 2023 – 1 Ws 525/23: Das Gericht setzte sich mit der Frage auseinander, ob die Sky ECC-Daten zur Feststellung der Identität von Verdächtigen verwendet werden können.

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    Verteidigungsstrategien in Sky ECC-Verfahren

    Die Verteidigung in Fällen, die auf Sky ECC-Daten basieren, gestaltet sich äußerst komplex. Wie schon bei EncroChat erfordert die Verteidigung eine eingehende Untersuchung der technischen und verfahrensrechtlichen Hintergründe der Überwachung. Hierbei bieten sich verschiedene Ansätze an:

    • Verwendungs- und Verwertungswidersprüche: Es kann argumentiert werden, dass die Daten aufgrund von Verfahrensmängeln oder unzulässigen Maßnahmen nicht als Beweismittel verwertet werden dürfen.
    • Angriffspunkte gegen die Identifizierung: Die Frage, ob die erfassten Daten tatsächlich dem Beschuldigten zugeordnet werden können, wird häufig infrage gestellt. Die Verteidigung kann darauf abzielen, Zweifel an der Identität des Nutzers zu säen.
    • Hinterfragung der Datenvalidität: Die Genauigkeit und Integrität der Daten können angezweifelt werden, insbesondere wenn die technischen Details der Überwachung unklar sind.

    Herausforderungen bei der Interpretation der Sky ECC-Daten

    In vielen Fällen zeigt sich, dass die Chatverläufe, die von den Ermittlungsbehörden als belastend angesehen werden, auch anders interpretiert werden können. Die genaue Analyse der Inhalte der Chats und die Einbeziehung der gesamten Kommunikationszusammenhänge können ergeben, dass die von den Behörden unterstellten Tatvorwürfe nicht durch die Beweislage gestützt werden.

    Fazit

    Der Fall Sky ECC hat das Potenzial, die Art und Weise, wie verschlüsselte Kommunikationsdienste in der Kriminalitätsbekämpfung eingesetzt werden, nachhaltig zu verändern. Die enormen Datenmengen und die daraus resultierenden Ermittlungsverfahren stellen die Justiz vor große Herausforderungen. Die Frage, ob und wie die gewonnenen Informationen in Strafprozessen verwendet werden dürfen, wird in den kommenden Jahren wohl weiterhin Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen sein.

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