Ist die finanzielle Zukunft virtuell? Während der Startschuss für Kryptowährungen 2009 noch jenseits der Massenaufmerksamkeit stattfand, sind die online geschürften Münzen mittlerweile zum Riesengeschäft für frühe Investoren geworden. Das Interesse an den dezentral gehandelten und in digitalen Kontobüchern verwalteten Währungen ist in den vergangenen Jahren explodiert.
Den eigentlichen Durchbruch schafften Bitcoin im Jahr 2016. Während eine der Münzen 2010/2011, als sie erstmals an der Börse gehandelt wurden, 0,07 US-Cent wert war, stieg der Kurs Anfang 2016 auf knapp 450 US-Dollar an. Ende 2016 war ein Bitcoin rund 1000 US-Dollar wert.
Andere Kryptowährungen folgten der bahnbrechenden neuen Erfindung. Der Erfolg war unter anderem der Unabhängigkeit von Regierungen und somit geopolitischen Einflüssen sowie dem Wegfall von Mittelsmännern in Form von Banken zu verdanken. Da die Transaktionen von Anfang bis Ende verschlüsselt sind und die digitalen Münzen nur in einer Wallet, beziehungsweise den virtuellen Blockchains existieren, in denen An- und Verkäufe registriert werden, war Anonymität ein hervorstechender Faktor.
Allerdings sind auch Fälle berühmt geworden, wo die digitalen Schlüssel zu den Wallets verloren oder Speicherchips weggeworfen wurden. In Großbritannien hat ein Mann gerade vergeblich vor Gericht gefordert, eine Müllkippe nach seinem Speichermedium mit Bitcoins im Wert von mehr als 500 Millionen Pfund absuchen zu dürfen.
Derartige Summen sind keine Seltenheit mehr. Der Bitcoin-Kurs hat 2025 bereits die 95.000-Dollar-Marke überschritten. Doch was die Krypto-Kurse auszeichnet, sind nicht nur die hohen Zuwächse, sondern vor allem die Volatilität. Genauso schnell wie sie steigen, können die Kurse nämlich auch sinken. Hinzu kommen zum Teil beträchtliche Gebühren für Transaktionen aller Art.
Obwohl Bitcoin, Ethereum und andere namhafte Kryptowährungen vielerorts als Zahlungsmittel akzeptiert werden, sollten sich Anleger gründlich überlegen, ob sie wie in der Schweiz auf vielen Ämtern oder im Casino wirklich auf Krypto oder lieber auf traditionelles Geld zurückgreifen wollen.
Ein für die Umwelt bedeutender Faktor, der mit dem Schürfen der virtuellen Münzen in Verbindung gebracht wird, ist der enorme Energieverbrauch. Schätzungen zufolge verbraucht allein das Mining von Bitcoin pro Jahr mehr Strom als die Länder Finnland und Belgien. Ein Grund dafür ist das Sicherheitskonzept. Proof of Work, wobei der Computer kryptografische Rätsel lösen muss, ehe eine Transaktion genehmigt und Zugriff auf die Münzen und Eintragungen in der Blockchain erlaubt wird, ist seit den Anfangstagen von Krypto im Einsatz. Allerdings ist Proof of Work extrem energiehungrig.
Proof of Stake, wobei zufällig ausgewählte Validatoren, die selbst schon Münzen in der Blockchain besitzen, ausgewählt werden, kommt mit einem Bruchteil des Stroms aus. Erst wenn mehrere Validatoren eine Transaktion bestätigt haben, wird diese tatsächlich ausgeführt. Ethereum, eine der ältesten und größten Kryptowährungen, ist kürzlich auf Proof of Stake umgestiegen und rechnet nach eigenen Angaben damit, rund 99,5 Prozent an Energie einzusparen.
Der Gedanke an die Umweltschädlichkeit von Kryptowährungen hat jedoch auch zur Kreation von grünen Währungen geführt. Der Einsatz von erneuerbaren Energien ist dabei genau wie der Einsatz von Proof of Stake entscheidend, wenn es um den Stromverbrauch und den CO2-Fußabdruck geht.
Nachhaltige Währungen wie Stellar Lumens haben sogar bei traditionellen Bankinstituten großes Interesse gefunden. Während Bitcoin pro Transaktion 1.575 Kilowattstunden verbrauchen soll, wird diese Zahl bei Stellar Lumens mit 0,00022 Kilowattstunden angegeben. Das sind weniger als bei einer herkömmlichen Visa-Transaktion.
Auch bei den Regierungen hat längst ein Umdenken eingesetzt. Während anfänglich gerade der dezentrale, anonyme Aspekt, der die herkömmlichen gesetzlichen Regelwerke umging, unter anderem in der EU und in Nordamerika auf Bedenken stieß, werden allmählich stringente Regeln eingeführt.
Bitcoin-Reserven sind nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland vorhanden. Donald Trump machte sich bereits vor seiner erneuten Wahl zum US-Präsidenten für Kryptowährungen stark, die er als die Zukunft bezeichnete. Obwohl er Bitcoin und Co. noch vor wenigen Jahren als Schwindel abgetan hatte, bezeichnete er sich im Wahlkampf als “Krypto-Präsident”. Sein enger Vertrauter Elon Musk, der reichste Mann der Welt, ist ebenfalls ein Krypto-Fan.
Ob die virtuellen Münzen künftig in großen Teilen der Welt Gold als amtliche Reserve ablösen oder den Dollar von seinem Sockel stoßen werden, ist allerdings nach Expertenmeinung weiterhin fraglich.
Das gilt auch, wenn es um die Verbreitung als Wertanlage geht. Der hochspekulative Aspekt ist der größte Anreiz, aber zugleich auch ein abschreckender Faktor für viele Anleger. Am begeistertsten sind die Brasilianer von Kryptowährungen. Im Jahr 2021 nutzten oder besaßen dort laut einer Umfrage rund 15 Prozent der Leute Bitcoin oder anderes virtuell geschürftes Geld. Im Jahr 2023 waren es bereits 27 Prozent. In Indien stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 15 auf 23 Prozent. In den USA gaben 2021 rund 12 Prozent der Befragten an, Krypto zu besitzen, und 2023 waren es 17 Prozent. Damit liegen die USA vor Deutschland und Großbritannien, wo die Zahl von 9 beziehungsweise 7 Prozent auf jeweils 13 Prozent stieg.
Ob die finanzielle Zukunft nur noch digital sein wird, ist nicht sicher. Aber Kryprowährungen bleiben weiterhin ein wichtiges Thema für Privatanleger, Unternehmen und Regierungen.
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